Farbmäuse

Diese kleinen possierlichen Nager stammen von unserer Hausmaus (Mus musculus) ab. Die Wildform hat eine bräunliche Färbung und ist heute nahezu weltweit verbreitet. Der ursprüngliche Lebensraum sind Steppen und Halbwüsten Asiens. Bekannt wurde zunächst die „Weiße Maus“ als Versuchstier. So kommt es, dass kein anderes Tier derart gut erforscht ist, wie die Maus. Nur wenn weiße Mäuse rote Augen haben, handelt es sich um Albinos. Doch auch viele andere Farbschläge wurden aus der wilden Maus gezüchtet, sogar gescheckte Mäuse gibt es. Diese werden als sogenannte Farbmaus als Haustier gehalten. Nicht nur die Farbe der Mäuse wurde verändert, sondern auch die Fellstruktur. Es gibt auch Locken-, Langhaar- und Satinmäuse. Die Tanzmaus ist eine Qualzucht mit defektem Innenohr, die Folge ist ein gestörtes Gleichgewicht und Taubheit. Unkontrolliertes Kreislaufen wird als „tanzen“ fehl-verstanden.

Albinotische Farbmaus

Keine Einzelhaltung!

Allererste Grundregel bei der Farbmaus-Haltung ist, dass man nie eine Maus alleine hält. Farbmäuse sind absolute Gruppentiere und fühlen sich alleine nicht wohl. Mindestens zwei Mäuse müssen es sein. Eine richtig lebhafte Truppe hat man aber erst mit mehr Mäusen. Doch Achtung: bereits mit vier Wochen sind Farbmäuse geschlechtsreif und können trächtig. Um unkontrollierten Nachwuchs zu vermeiden, achten sie darauf, dass die Mäuse im Zoohandel bereits nach Geschlechtern getrennt untergebracht sind. Auch für die Heimtier-Haltung macht diese Trennung der Geschlechter Sinn, zur Vermeidung von Nachwuchs. Schnell wird sonst aus zwei Mäusen eine drei oder vierstellige Anzahl, denn bereits ein einziges Weibchen kann über 100 Jungtiere pro Jahr bekommen.

Entscheiden Sie sich für eine Gruppe nur aus Weibchen oder nur aus Männchen. Weibchengruppen vertragen sich meistens sehr gut untereinander und sind somit für den Einstieg in die Mäusehaltung erste Wahl. Etwas anders sieht es bei unkastrierten Männchen aus, diese führen oft Rangordnungskämpfe aus, die sogar tödlich verlaufen können. Daher sollten Männchen für die Gruppenhaltung kastriert werden. Leider haben nicht viele Tierärzte Erfahrung mit der Kastration solch kleiner Tiere. Möglich ist auch eine Gruppe aus einem frühzeitig kastrierten Männchen mit mehreren Weibchen.

Damit sich die Mitglieder einer Gruppe gut verstehen, sollten sie möglichst früh (mit einem Alter von ca. 3 Wochen) zusammengeführt werden oder bereits Wurfgeschwister sein. In eine bestehende Gruppe ist es schwierig eine neue Maus zu setzen, die bisherigen Mäuse verteidigen ihr Revier gegen den vermeintlichen Eindringling.

Farbmäuse leben gerne in Gruppen
Zwei Farbmäuse haben es sich im Futternapf bequem gemacht – der Napf ist zu groß…

Unterbringung

Die Grundfläche des Mäuseheims muss mindestens 80 x 40 cm betragen, bei einer Höhe von 30 cm. Farbmäuse sind sehr bewegungsfreudig, wenn möglich, sollte die Unterbringung größer sein. Wählt man einen Käfig, so darf der Gitterabstand bei Mäusen nicht mehr als 8 mm betragen. Ansonsten besteht starke Ausbruchsgefahr! Nachteil eines Käfigs ist, dass man nicht verhindern kann, dass Einstreu hinausbefördert wird. Bei ihren täglichen Unternehmungen machen Mäuse das nebenbei. Das tägliche Fegen der Käfigumgebung hat man bei einem umgebauten Aquarium oder einem speziellen Nagerterrarium nicht. Bei einem Aquarium ist ein Gitterdeckel nötig, trotzdem ist die Belüftung meist zu schlecht. Für die empfindlichen Mäuse-Nasen ist daher ein spezielles Nager-Terrarium mit großen Lüftungsflächen die bessere Wahl. Es versteht sich von selbst, dass das Mäuseheim nicht so stehen darf, dass die Sonne hineinscheint. Farbmäuse können nicht schwitzen, es droht der Hitzetod!

Geeignete Mäusekäfige gibt es beispielsweise bei Amazon:

Mehr Fläche im Käfig kann man mit einer zweiten Etage gewinnen. Diese darf keinesfalls aus einem Gitter sein, sondern muss aus Holz bestehen. Mit einem kleinen Holzleiterchen können die Mäuse sie problemlos erreichen.

Bei der Einrichtung des Mäuseheims sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Eine Regel gibt es dennoch: Plastik gehört nicht in den Mäusekäfig. Farbmäuse nagen alles an und Plastik zu essen kann nicht gesund sein. Wichtig ist ein Schlafhäuschen aus Holz oder Keramik. Im Zoohandel gibt es Häuschen für Hamster zu kaufen, aber auch Nistkästen für Wellensittiche sind als Schlafhäuschen zu gebrauchen. Für Barsche werden in der Aquaristikabteilung Verstecke aus Ton in Iglu-Form angeboten, auch sie geben ein gutes Schlafhaus ab. In vielen Zoohandlungen kann man auch Korkröhren und Wurzeln kaufen, sie sind ein Kletterparadies für die Mäuse. Ein dickes Seil quer durch den Käfig gespannt läd zu einer Balancierübung ein. Von leeren Toilettenpapier ist die innere Papprolle ein günstiger und guter Beschäftigungsgegenstand, ebenso wie Papp-Schachteln.

Frische Äste zum beknabbern befriedigen den starken Nagetrieb der Mäuse und müssen immer wieder erneuert werden. Geeignet sind Äste von ungiftigen Laubbäumen, zum Beispiel Apfel, Birne, Kirsche, Weide, Haselnuß, Buche, Linde oder Ahorn.

Eine gescheckte Farbmaus guckt aus ihrem Versteck

Einstreu

Die Standart-Einstreu im Zoohandel sind normalerweise Sägespäne. Als Einstreu bevorzugen Mäuse jedoch ein faseriges Einstreumaterial, wie man es als Stroh-Häcksel im Zoohandel bekommt. Auch Leinen-Streu, Hanf-Einstreu und Maisfaserstreu sind gut geeignet. Die Einstreuhöhe sollte 10 cm nicht unterschreiten, damit die Farbmäuse darin schön buddeln können.

Ist bei Holz-Einstreu angegeben aus welchem Material es ist, so sind Produkte aus Laubholz (beispielsweise Pappel oder Espe) besser geeignet als Nadelholzprodukte (Fichte, Tanne etc). Möchte man ein Granulat-Einstreu verwenden, beispielsweise die oft angebotenen Buchenholzspäne, so sollte es eher ein grobes als ein feines Granulat sein.

Zusätzlich muss den Mäusen Material zum Nestbau zur Verfügung stehen. Dazu eignen sich Stroh, Holzwolle oder Papierstreifen sehr gut. Gerne kombinieren Mäuse auch verschiedene Materialen um daraus ein bequemes Nest zu bauen.

Verschiedene Einstreumaterialien für Farbmäuse: Sägespäne, Heu und Stroh

Laufrad

Kein Käfig ist so groß, dass das Farbmäusen darin eine Runde rennen können. Daher ist es unbedingt empfehlenswert ein Laufrad in den Käfig zu stellen. Leider sind viele der im Zoohandel angebotenen Laufräder zu klein für Mäuse. Bei einem zu geringen Durchmesser krümmt sich beim Rennen die Wirbelsäule völlig unnatürlich, was auf Dauer für die Farbmaus zu schmerzhaften Folgeerkrankungen führen kann. Das ideale Laufrad hat einen Mindestdurchmesser von 25 cm.

Wichtig ist außerdem eine geschlossene Lauffläche, also kein Gitter auf dem die Farbmaus laufen soll. Es passiert leider zu schnell, dass die Farbmaus sich ihre kleinen Füßchen darin einklemmt. Die Rückwand des Laufrads muss eine geschlossene Fläche sein, die Vorderseite vollständig offen, das heißt ohne Streben. Es kann sonst zu einem Schereneffekt kommen und den langen Schwanz verletzen. Gut geeignet ist beispielsweise das Getzoo Premium Korklaufrad 27 cm.

Nicht geeignet sind Metall-Laufräder, Plastik-Laufräder, Laufteller oder sogenannte „Hamsterkugeln“.

Ernährung

Farbmäuse sind Körnerfresser, haben aber auch einen gewissen Bedarf an tierischem Eiweiß. Ein gutes Fertigfutter für Farbmäuse besteht aus vielen verschiedenen Samen und enthält auch bereits tierisches Eiweiß. Findet sich auf der Verpackung der Hinweis „mit Protein“ oder „extra Eiweiß“ sagt das noch nicht viel aus. Ein Blick in die Zutatenliste sollte Hühnereiweiß, Bachflohkrebse, getrocknete Mehlwürmer oder etwas ähnliches aufführen. Meine Mäuse habe ich immer mit Bunny FarbmausTraum gefüttert.

Die Körnerfutter-Tagesration pro Maus ist etwa ein leicht gehäufter Teelöffel.

Ein kleines Stückchen frisches Obst oder Gemüse (beispielsweise Apfel, Birne, Paprika, Gurke oder Karotte) sorgt täglich für die Zufuhr von Vitaminen. Auch Wildpflanzen wie Löwenzahn oder Klee können als Saftfutter angeboten werden. Zur Versorgung mit tierischem Eiweiß kann man einmal wöchentlich ein Stückchen hartgekochtes Ei (nur vom weißen Anteil) oder ein Stückchen Katzentrockenfutter pro Maus reichen. Auch möglich ist die Gabe von zwei lebenden Mehlwürmern (pro Maus und Woche) direkt aus der Hand.

Ein beliebtes Beschäftigungsfutter für Farbmäuse ist Kolbenhirse, sie wird in der Vogelabteilung von Zooläden angeboten.

Farbmaus am Futternapf

Ein Wassernapf wird beim Buddeln im Streu ruckzuck zugeschüttet, daher ist zur Versorgung mit frischem Trinkwasser eine nicht-tropfende Nippeltränke besser geeignet.

Einen Mineralstein oder Salzleckstein benötigen Mäuse nicht.

Pflege

Täglich: Nach dem Reinigen der Näpfe und Wasserflaschen gibt es frisches Futter und frisches Wasser.

Wöchentlich wird die Kot- und Urinecke der Mäuse gereinigt und an dieser Stelle neue Einstreu eingebracht. Außerdem muss kontrolliert werden ob die Mäuse Vorräte angelegt haben, saftiges Frischfutter (Obst und Gemüse) verdirbt schnell und muss daraus entfernt werden. Hamstern die Farbmäuse regelmäßig Frischfutter, sollte es in kleineren Mengen angeboten werden. So kommen die Tiere garnicht auf die Idee einen Vorrat anzulegen.

Lediglich alle vier Wochen ist eine Komplettreinigung mit Austausch der gesamten Einstreu nötig.

Zähmung und Hochheben

Sehr scheu sind Farbmäuse normalerweise nicht. Wird die Käfigtür geöffnet, kommen sie oft von alleine an. Mit Hilfe von Leckerbissen in der Hand, wie einem Sonnenblumenkern, einer Erbsenflocke oder einer kleinen Nuß, kann man versuchen sie anzulocken. Dabei muss man ruhig und keinesfalls hektisch vorgehen, es hilft mit beruhigender Stimme etwas zu mit den Mäusen zu reden. Anfangs schnuppern die Farbmäuse nur an der Hand, später klettern sie auch mal auf die Hand. Schnell lernen Mäuse, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht und nutzen die Hand und Kleidung zum Erkunden. Wenn Mäuse beißen, dann tun sie dies aus Angst. Man war also zu aufdringlich und die Maus versuchte nur sich zu verteidigen. Dann muss man langsamer vorgehen. Bei der Zähmung bestimmt die Maus das Tempo! Richtig kuscheln kann man mit Mäusen nicht, sie sind entweder auf Achse oder schlafen in ihrem Häuschen.

Versuchsmäuse werden oft an der Schwanzwurzel angehoben. Wenn Sie ihre Mäuse auch am Schwanz hochheben möchten, dann muss das unbedingt körpernah an der Schwanzwurzel sein. Keinesfalls am Schwanzende! Sind Sie unsicher beim anheben der Mäuse, ist es aber einfacher die Mäuse in eine kleine Schachtel oder Pappröhre zu locken. Meistens gehen Farbmäuse da auch freiwillig hinein. Natürlich ist es aber auch möglich sie mit zwei Händen hochzunehmen. Denken Sie aber immer daran, dass Mäuse sehr flink sind und keinesfalls hinunterfallen dürfen.

Wer kann der Schönheit von Farbmäusen widerstehen?

Eignung für Kinder

Die artgerechte Haltung von Mäusen ist nicht sehr schwer. Kinder können den Großteil der Mäusepflege ab einem Alter von 8-10 Jahren selbst übernehmen. Mit einem erreichbaren Lebensalter von zwei bis drei Jahren ist der Zeitraum in dem das Kind die Pflege übernehmen soll überschaubar. Dennoch sollte man sich als Eltern im Klaren sein, dass es ohne Unterstützung nicht gehen wird. Die kleinen Mäuse sind empfindlich, man muss sehr vorsichtig mit ihnen umgehen, um Verletzungen zu vermeiden. Farbmäuse sind extrem flink, viel zu schnell passiert es, dass die kleine Maus von der Hand hinunterfällt. Ist Ihr Kind ein kleiner Tollpatsch, sind Farbmäuse kein geeignetes Haustier.

Als dämmerungs- und nachtaktive Tiere schlafen Mäuse tagsüber fast ausschließlich. Daher sind sie eigentlich kein geeignetes Haustier für Kinder, die tagsüber Freude an ihren Haustieren haben möchten. Sicher stehen Mäuse auch tagsüber auf, richtig Leben kommt aber erst am Abend in den Käfig. Für Jugendliche sind sie schon besser geeignet. Steht der Käfig der Mäuse im Kinderzimmer, kann das geräuschempfindlichen Menschen den Schlaf rauben. Farbmäuse machen zwar keinen Lärm, geräuschlos sind sie aber nun einmal nicht.

Haben Sie selber Scheu Mäuse anzufassen, sollte es ein anderes Haustier werden. Mäuse haben einen gewissen Eigengeruch, dieser ist besonders bei unkastrierten Männchen sehr ausgeprägt. Durch regelmäßige Käfigreinigung kann man den Geruch etwas regulieren, ganz weg bekommt man ihn allerdings nicht.

Buchtipp

„Meine Farbmaus zu Hause“ von Melanie Teubler ist ein günstiges, aber trotzdem rundum gelungenes Buch über Farbmäuse.

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